Referenz, Camt, XML & Co. – Themen der SEPA-Umstellung

Weitere Themenbereiche der SEPA-Umstellung

Neben der IBAN, der 22-stelligen internationalen Kontonummer, und der BIC, der internationalen Bankleitzahl, bringt die SEPA-Umstellung weitere Neuerungen mit sich:

Verwendungszweck

Im bisherigen DTA-Verfahren standen bei Überweisungen für den Verwendungszweck, also für Zahlungsinformationen zwischen Zahlungspflichtigem und Zahlungsempfänger, insgesamt 378 Stellen zur Verfügung. Mit der SEPA-Einführung wird der Verwendungszweck auf 140 Zeichen begrenzt. Laut dem SEPA-Regelwerk können die Teilnehmerländer jedoch sogenannte Additional Optional Services (AOS) einführen. Hierdurch haben die jeweiligen Bankengemeinschaften die Möglichkeit, den Kunden zusätzliche Dienstleistungen anzubieten. Diese Option hat unter anderem die finnische Bankengemeinschaft genutzt und ermöglicht nun ihren Teilnehmern einen längeren Verwendungszweck.

Purpose Code

Bislang konnten im DTA-Verfahren Lastschriften und Überweisungen mithilfe von Textschlüsseln weiter spezifiziert werden. So konnten beispielsweise vermögenswirksame Leistungen (VWL) und Gehaltseingänge unterschieden werden. Mit der SEPA-Umstellung werden Textschlüssel durch den sogenannten Purpose Code ersetzt. Welche Purpose Codes im Rahmen von SEPA-Zahlungen laut ISO 20022 angewendet werden können, wird in der Anlage 3 des DFÜ-Abkommens definiert. Dem Textschlüssel 53 für das Gehalt entspricht z. B. der Purpose Code SALA für „salary payment“. Den vermögenswirksamen Leistungen, vormals Textschlüssel 54, wird nun der Purpose Code CPFF für „capital building fringe fortune“ zugeordnet.

Referenz

Mithilfe der Referenz im Verwendungszweck kann der Empfänger einer Lastschrift oder Überweisung die Zahlung genau zuordnen. Im besten Fall kann dies ohne manuellen Eingriff vollautomatisch erfolgen. Grundsätzlich sind im SEPA-Regelwerk für die Zahlungszuordnung zwei Formen von Verwendungszwecken vorgesehen. Während beim strukturierten Verwendungszweck die Daten mithilfe von XML-Tags angegeben werden, stehen bei der zweiten Variante, dem unstrukturierten Verwendungszweck, 140 Zeichen als Fließtext zur Verfügung. Die unstrukturierte Form hat sich jedoch aus unterschiedlichsten Gründen durchgesetzt. Die EACT (European Association of Corporate Treasurers) hat hierfür Codes formuliert. Die Structured Creditor Reference, ebenfalls vom SEPA-Regelwerk empfohlen, beruht auf dem ISO-Standard 11649 und besteht aus höchstens 25 Stellen. Neben der Konstanten „RF“ und einer zweistelligen Prüfziffer enthält diese die bis zu 21-stellige Creditor Reference. Über die Prüfziffer wird sichergestellt, dass Übertragungs- und Tippfehler auf ein Mindestmaß reduziert werden. Und die Creditor Reference dient dem Zahlungsempfänger beispielsweise dazu, seine Rechnungsnummer anzugeben.

R-Transaktionen

Als R-Transaktionen werden in der SEPA alle Transaktionen bezeichnet, in denen Ausnahmesituationen, wie etwa die Rückweisung einer Lastschrift, behandelt werden. Zu diesem Zweck sind im SEPA-Regelwerk verschiedene R-Transaktionen für Lastschriften und Überweisungen bestimmt, sodass exakt definierte Prozesse mit den jeweiligen Fristen für die Behandlung der verschiedenen Ausnahmetransaktionen zur Verfügung stehen. Insbesondere bei Lastschriften können sowohl vonseiten des Debitors als auch vonseiten des Kreditors R-Transaktionen veranlasst werden. Daher gibt es gerade in diesem Bereich eine Reihe von Ausnahmeprozessen. Um diese strukturieren zu können, wird eine Gruppierung anhand des Verrechnungszeitpunkts verwendet. Im Englischen beginnen die speziellen R-Transaktionen alle mit dem Buchstaben „R“. Auch in deutschen Fachartikeln haben sich daher die englischen Begriffe etabliert.

R-Transaktionen bei SEPA-Überweisungen:

  • vor der Verrechnung: Reject – Zurückweisung durch die Bank des Zahlers (z. B. aufgrund eines Formatfehlers)
  • nach der Verrechnung: Return – Rückgabe durch die Bank des Zahlungsempfängers (z. B. bei einer falschen Empfängerkontonummer)
  • vor oder nach der Verrechnung: Recall – Rückruf durch die Bank des Zahlers (z. B. aufgrund einer Doppelausführung)

R-Transaktionen bei SEPA-Lastschriften:

vor der Verrechnung:

  • Reject – Zurückweisung durch die Bank des Zahlungspflichtigen (z. B. aufgrund eines Formatfehlers, Konto existiert nicht)
  • Refusal – Rückgabe durch den Zahler vor der Belastung (z. B. bei einer unberechtigten Lastschrift)
  • Revocation – Rückruf durch den Zahlungsempfänger vor der Belastung (z. B. bei einer ungewollten Lastschrift)
  • Request for cancellation – Anfrage auf eine Stornierung durch die Bank des Zahlungsempfängers vor der Belastung (z. B. bei Doppeleinreichungen)

nach der Verrechnung:

  • Return – Rückgabe durch die Bank des Zahlers (z. B. bei falscher Empfängerkontonummer)
  • Refund – Widerspruch durch den Zahler nach der Belastung (z. B. bei einer unberechtigten Lastschrift)
  • Reversal – Rückbuchung durch den Zahlungsempfänger nach der Belastung (z. B. bei einer unbeabsichtigten Lastschrift)

Camt-Nachrichten

Bislang haben Kreditinstitute Kontoinhabern die Kontoauszugsinformationen im Format SWIFT MT 940 und MT 942 zur Verfügung gestellt. Diese sind jedoch nur bedingt dazu geeignet, auch die zusätzlichen SEPA-Informationen aufzuführen. Daher wurden im DFÜ-Abkommen für Kontoauszugsinformationen Cash-Management-Nachrichten (camt) hinzugefügt. camt-Nachrichten basieren auf ISO 20022 und können auch die XML-basierten SEPA-Zahlungsaufträge darstellen. Für Kontoinhaber liegt der Vorteil darin, dass sie ihre Kontoinformationen wesentlich umfangreicher und strukturierter zur Verfügung gestellt bekommen.

Zeichensatz

Dank des XML-Formats gemäß ISO 20022 ist der sogenannte UTF8-Zeichensatz prinzipiell möglich. Mit diesem Zeichensatz können alle weltweit existierenden Zeichen abgebildet werden. Laut SEPA-Regelwerk ist jedoch nur die Unterstützung des Latin-Zeichensatzes verpflichtend vorgesehen. Entsprechend ist im DFÜ-Abkommen der Deutschen Kreditwirtschaft nur der eingeschränkte Zeichensatz für SEPA-Zahlungen vorgesehen. Werden unzulässige Zeichen oder Zeichen außerhalb dieses Zeichensatzes verwendet, kann das jeweilige Kreditinstitut diese durch ähnliche Zeichen oder Leerzeichen ersetzen. Unter Umständen ist auch eine Zurückweisung der vollständigen Datei möglich.

XML

XML steht für Extensible Markup Language und bezeichnet einen internationalen Standard, der der Datenmodellierung in Form einer Baumstruktur dient. Verwaltet wird das XML-Format vom World Wide Web Consortium. Um dieses Format auch in der Finanzwirtschaft verwenden zu können, hat die International Organization for Standardisation den Standard ISO 20022 eingeführt. Dieser bildet auch die Grundlage für die Datenformate des SEPA-Regelwerks. Während das bisher verwendete DTA-Format spaltenorientiert ist, ist jeder Wert im XML-Format von einem zusätzlichen XML-Tag umgeben. In der Folge sind Transaktionen, die auf dem XML-Format basieren, vielfach zwischen fünf und zehn Zeichen länger als DTA-basierte Transaktionen. Der Speicheraufwand bei der IT-Umsetzung ist entsprechend höher. Zudem muss mit einer abnehmenden Performance gerechnet werden. Der Vorteil des XML-Formats liegt darin, das viele IT-Systeme weltweit diesen Standard unterstützen, während das DTA-Format vorrangig auf Deutschland begrenzt ist.